Boston

11-06-2015

Mein Aufenthalt in den Staaten dauerte ganze 58 Stunden, davon gingen 10 Stunden drauf für: "in NY einreisen, Hotel einchecken, Hotel auschecken, Flug nach Boston einechecken, Flug zurück nach NY einschecken, JFK nach Seoul einchecken - Warten... Bericht schreiben!" ... die Zeit die blieb war Klasse, intensiv und somit sehr nachhaltig.


Ich hatte 4 wunderbare Hosts und die beiden Zeitzeugengespräche an der deutschen Schule waren ebenfalls etwas Besonderes. Das eine vor 9./10. Klassen - da erarbeiteten die Schüler einen interessanten Fragenkatalog dessen Beantwortung den zeitlichen Rahmen fast sprengte und somit für einen lebendigen Austausch sorgte. Das  andere vor Schülern der 11./12. Klassen - da war die Zeit so knapp bemessen, dass ich mehr als doppelt so schnell sprechen musste, um alles an die (wirklich sehr) interessierten Schüler zu bringen. Die Vorbereitung auf das Zeitzeugengespräch durch die Geschichtslehrer war sehr gut, die Gruppen, verglichen mit denen in Südamerika, aber vergleichsweise klein. Die Schule selbst hatte ebenfalls geradezu gemütliche Dimensionen, verglichen mit den Hochsicherheitsfestungen in Argentinien und stärker noch in Brasilien... alles in allem sehr angenehm! Ich habe ein gutes Gefühl, wenn ich die vergangenen 2 Tage und meinen Besuch an der Schule reflektiere.


Meine Freizeit in Boston nutzte ich, um laufender- oder fahradfahrenderweise die Stadt zu erkunden - eine fantastische, sehr europäisch anmutende Stadt, die natürlich sehr stark von der Präsenz junger Leute geprägt ist, welche an der legendären Harvard-University, oder den anderen Bostoner Hochschulen studieren. Das Wetter war mit Temperaturen bis 22 Grad und blauem Himmel fabelhaft und der Abschluss mit einem Besuch bei den Bostoner Symphonikern und einem fulminanten Konzert mehr als rund. Ich sag ja, kurz aber "heftig".


Jetzt geht es "hinten herum" über den ganz großen Teich nach Asien - das wird n bisserl dauern...


 

 





Ciao Rio

11-02-2015

Mein letzter Abend in Rio...


Nach einem schönen Wochenende heißt es Abschied nehmen von Rio, von Brasilien, von Lateinamerika.


Jetzt geht es in den Herbst - über Kolumbien nach Boston. Wenn ich Glück habe, erlebe ich dort noch den Indian Summer.


Mal schauen was mich erwartet. Auf jeden Fall werde ich wieder in einem Land sein, dessen Sprache ich beherrsche. Vor allem in Brasilien war es schwierig, da nur wenige Einheimische englisch sprechen und mein (ich betone mein - es ist gewiss nicht das) Spanisch führte oft zu Missverständnissen. Dass mich keiner für meine halsbrecherische Kraxeltour auf den Concorvado gelobt hat, enttäuscht mich! Da werde ich wohl der Einzige gewesen sein...


  

Rio

10-31-2015

Meine Ankunft in Rio am späten Mittwoch-Abend und die anschließende Fahrt durch die Stadt, ließen schon etwas von dem Besonderen  erahnen, was in den nächsten Tagen auf mich zukommen sollte.


Zunächst einmal zeigte sich die Christus-Statue im Mondlicht - mystisch, unwirklich - und dann die Ankunft im Stadtteil BOTAFOGO... da klingen doch wohl bei jedem Sambatänzer die Ohren... die Erklärung meines Fahrers "Botafogo - leget Feuer", da kann ich von Glück reden, dass in der Tanzschule niemand meine Aufforderungen zum "Feuer legen" zu ernst genommen hat! (hoffe das bleibt auch so!!!)


Mein Vortrag in der Escola Alemã Corcovado  am Donnerstag begann bereits 7.00 Uhr. Die Schüler der 11. und 12. Klassen waren anwesend und bei noch keinem meiner Vorträge zuvor, entstand eine derart lebhafte Diskussion über Demokratie, Freiheit, Menschenrechte und ich hatte den Eindruck, dass diese Schüler sich sehr wohl ihrer privilegierten Lebensumstände bewusst waren. Die 1 1/2 Stunden waren blitzschnell herum, aber mit einigen Schülern diskutierte ich noch eine ganze Weile weiter. Diese Veranstaltung war ein Highlight für mich! Auch der anschließende Rundgang durch das Schulgelände mit dem stellvertretenden Schulleiter  (einem Duisburger) und einem der Geschichtslehrer (einem Dinslakener) war sehr interessant, vor allem auf die Geschichte der Schule bezogen. Diese liegt unmittelbar unterhalb der Christus-Statue in einem Gebäude, welches einmal von Amerika als Botschaftsgebäude genutzt wurde. In diesem erklärte Brasilien 1942 Deutschland, an der Seite der Vereinigten Staaten von Amerika, den Krieg. Der Raum in dem das geschah ist heute das Lehrerzimmer...


Seit Donnerstag Mittag habe ich nun frei und kann mir die cidade maravillhosa (wunderbarste Stadt) in Ruhe anschauen. Wenn man hier etwas zu Fuß machen will, z. B. 2/3 km in die Stadt zu laufen, schreien alle gleich "laufen - umöglich! ...Taxi!" In die Stadt bin ich mit dem Taxi gefahren, habe Ewigkeiten im Stau gestanden und bin zurück gelaufen - überhaupt kein Problem und viel interessanter. Die gleich Idee hatte ich mit Corcovado (Christus-Statue) - ich wollte laufen. Gleiche Reaktion... diesmal bin ich aber gleich gelaufen, d. h. geklettert - mehr als 2 Stunden durch den Dschungel, mutterseelenallein, verfolgt von kleinen frechen Affen, die stets dann näher kamen, wenn ich Pause machen wollte, das war beängstigend. So fiel die Pause aus und ich bin dann auch noch ausgerutscht und habe mit das Schienbein verletzt. Ich traf dann ein Paar aus Spanien, sie haderte auch sehr mit der Gewissheit des Heil-Oben-Ankommens. Zu dritt haben wir es dann geschafft - völlig fertig, aber glücklich (siehe Bild). Trotz aller Bescheidenheit - ich muss mich loben, ich kann gar nicht anders. Am liebsten möchte ich gar nicht mehr damit aufhören... (zurück bin ich gefahren - bitte nicht weiter sagen!)


Das Wochenende werde ich an der Copacabana verbringen - es sollen 33 Grad werden...


  


4 Wochen Südamerika

10-30-2015

Am Montag kam ich kurz vor 4 Uhr Morgens in Sao Paulo an, habe geduscht, einen Kaffee getrunken und bin dann sogleich in die Schule gebracht worden... 7 Uhr Unterrichtsbeginn, 3 Klassen á 90 Minuten, Feierabend, Bett - 15 Stunden Schlaf und die Welt war wieder in Ordnung. Na ja, ganz so war es nicht! Auf Schlaf musste ich tatsächlich verzichten, aber die Schüler des Colégio Visconde de Porto Seguro waren so aufmerksam und diszipliniert, dass es mir nicht schwer fiel konzentriert zu bleiben. Die Gruppen waren klein und so waren die Begegnungen besonders intensiv. Ein Rundgang durch das Schulgelände hatte eher etwas von einem Rundgang durch einen Hochsicherheitstrakt und es weckte Erinnerungen an die Schulen in Israel, welche bei einem 3monatigen Aufenthalt 1983 einen ähnlichen Eindruck auf mich machten. Die Schule selbst war sehr schön, fabelhaft ausgestattet und die Schüler interessiert und überaus höflich. Das mit den 15 Stunden Schlaf nach "Feierabend" war aber genau so und nicht anders...


Gut ausgeruht, lernte ich am Dienstag die andere deutsche Schule Sao Paulos, das Colégio Humboldt kennen. Auch hier fielen mir die enormen Sicherheitsvorkehrungen auf. So fuhr der Fahrer zunächst in eine Sicherheitszone für Fahrzeuge (Kinder/Lehrer "be- und entladen") und diese mussten dann durch eine weitere Sicherheitsschleuse, um Zugang zum Schulgelände zu bekommen - das ganze unter den Augen unzähliger Sicherheitskräfte. Einrichtungen, wie eben Privatschulen, sind in Brasilien Ziel von Übergriffen. Die durchaus heile Welt in diesen Einrichtungen unterscheidet sich aber auch himmelschreiend von der in den Favelas, an denen ich lediglich vorbeifuhr und mir hin und wieder ein Blick in deren scheinbar undurchdringliche Tiefen gelang (der Fahrer gab nicht ohne Grund Gas...). Die Veranstaltung am Colégio Humboldt wurde von ca. 170 Schülern gleichzeitig besucht und war daher nicht so  intensiv wie die im Colégio V. de P. S., aber dennoch, so die Aussage der Schüler und Lehrer, gelungen, das Interesse an deutscher Geschichte erstaunlich groß.


Sao Paulo selbst ist eine vergleichbar wohlhabende Stadt, in der gearbeitet  und das Geld gemacht wird. Wohlstand und Armut existieren hier dicht beieinander. Das Treffen mit einem jungen Brasilianer, den ich 2012 bei meinem Aufenthalt in Sydney kennenlernte, offenbarte mir quasi einen Insiderblick auf die brasilianische Gesellschaft - Korruption bis in die höchsten Regierungskreise, eine brutale, weil überforderte Polizei und eine lähmende Wirtschaftskriese nehmen ihm den Stolz Brasilianer zu sein. Das hatte ich die ganze Zeit im Kopf, als ich am Mittwoch meinen freien Tag nutzte, um die Stadt zu besichtigen, bevor es am Abend nach Rio de Janeiro ging...


  

Adios Argentina (I cry for you)

10-27-2015

Nach 3 ½ Wochen in Argentinien und Uruguay geht es nun nach Sao Paulo in Brasilien und damit in ein Land, welches ich zum ersten Mal besuche (abgesehen von einem kleinen Abstecher nach Iguazu im südamerikanischen Herbst 2014). Aber noch einmal zurück nach Argentinien. An 2 Schulen hielt ich Vorträge, die ich bereits von vergangenen Besuchen her kannte. Ich sprach mit Schülern und Lehrern und die relativierten meinen eigentlich positiven Eindruck vom Land und seinem „Istzustand“ ganz erheblich. Abgesehen von „Traditionsgrößen“ wie Korruption und mangelnder Sicherheit, sprechen alle hier von einem stetigen Rückgang der Demokratie und das klingt dann besonders traurig, wenn es aus dem Mund  junger Menschen kommt, deren Blick in die Zukunft von Zuversicht und Vertrauen in die gesellschaftlichen Strukturen geprägt sein sollte. In Diskussionen um Demokratie und Diktatur, im Grunde bezogen auf die gesellschaftlichen Verhältnisse der beiden Staaten auf deutschem Boden, stellten sie unterschiedliche Demokratieverständnisse fest und zweifelten gar an der Demokratie im eigenen Land. Viele hoffen auf einen Kurswechsel nach den Wahlen, welcher im Falle eines Wahlsieges des protégé von Christina Fernandez de Kirchner wohl ausbleiben wird…


Am Sonntag war Wahltag. Es war einschöner, frühlingshafter Tag. Ohne eine Ahnung über den Ausgang der Wahlen mach ich mich auf zum Flughafen - aus einem Land in ständigem Wandel...


 




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