4 Wochen Südamerika

10-30-2015

Am Montag kam ich kurz vor 4 Uhr Morgens in Sao Paulo an, habe geduscht, einen Kaffee getrunken und bin dann sogleich in die Schule gebracht worden... 7 Uhr Unterrichtsbeginn, 3 Klassen á 90 Minuten, Feierabend, Bett - 15 Stunden Schlaf und die Welt war wieder in Ordnung. Na ja, ganz so war es nicht! Auf Schlaf musste ich tatsächlich verzichten, aber die Schüler des Colégio Visconde de Porto Seguro waren so aufmerksam und diszipliniert, dass es mir nicht schwer fiel konzentriert zu bleiben. Die Gruppen waren klein und so waren die Begegnungen besonders intensiv. Ein Rundgang durch das Schulgelände hatte eher etwas von einem Rundgang durch einen Hochsicherheitstrakt und es weckte Erinnerungen an die Schulen in Israel, welche bei einem 3monatigen Aufenthalt 1983 einen ähnlichen Eindruck auf mich machten. Die Schule selbst war sehr schön, fabelhaft ausgestattet und die Schüler interessiert und überaus höflich. Das mit den 15 Stunden Schlaf nach "Feierabend" war aber genau so und nicht anders...


Gut ausgeruht, lernte ich am Dienstag die andere deutsche Schule Sao Paulos, das Colégio Humboldt kennen. Auch hier fielen mir die enormen Sicherheitsvorkehrungen auf. So fuhr der Fahrer zunächst in eine Sicherheitszone für Fahrzeuge (Kinder/Lehrer "be- und entladen") und diese mussten dann durch eine weitere Sicherheitsschleuse, um Zugang zum Schulgelände zu bekommen - das ganze unter den Augen unzähliger Sicherheitskräfte. Einrichtungen, wie eben Privatschulen, sind in Brasilien Ziel von Übergriffen. Die durchaus heile Welt in diesen Einrichtungen unterscheidet sich aber auch himmelschreiend von der in den Favelas, an denen ich lediglich vorbeifuhr und mir hin und wieder ein Blick in deren scheinbar undurchdringliche Tiefen gelang (der Fahrer gab nicht ohne Grund Gas...). Die Veranstaltung am Colégio Humboldt wurde von ca. 170 Schülern gleichzeitig besucht und war daher nicht so  intensiv wie die im Colégio V. de P. S., aber dennoch, so die Aussage der Schüler und Lehrer, gelungen, das Interesse an deutscher Geschichte erstaunlich groß.


Sao Paulo selbst ist eine vergleichbar wohlhabende Stadt, in der gearbeitet  und das Geld gemacht wird. Wohlstand und Armut existieren hier dicht beieinander. Das Treffen mit einem jungen Brasilianer, den ich 2012 bei meinem Aufenthalt in Sydney kennenlernte, offenbarte mir quasi einen Insiderblick auf die brasilianische Gesellschaft - Korruption bis in die höchsten Regierungskreise, eine brutale, weil überforderte Polizei und eine lähmende Wirtschaftskriese nehmen ihm den Stolz Brasilianer zu sein. Das hatte ich die ganze Zeit im Kopf, als ich am Mittwoch meinen freien Tag nutzte, um die Stadt zu besichtigen, bevor es am Abend nach Rio de Janeiro ging...


  

10-31-2015
Veronika
Spontaner Gedanke: selbst in einer "durchaus heilen Welt" , innerhalb einer Sicherheitszone lebt es sich nicht frei.
Hast Du Dir denn die Stadt alleine angesehen, ansehen können?
Liebe (wissbegierige) Grüße, Veronika
10-31-2015
Edith Heinser-Ueckert
Hallo Peter,
Ich habe gerade Luci und Martin deine bisherigen Einträge vorgelesen und wurde sind sehr gespannt wie es weitergeht. Es ist immer wieder gut sich darüber bewusst zu werden wie gut es uns hier in Deutschland geht und was überhaupt Demokratie bedeutet. Und sehr traurig zu erfahren wie schlecht es um die Demokratie in scheinbar freien Ländern bestellt ist.
Dicke Umarmung von uns! Pass gut auf dich auf!
11-10-2015
Bruno Tonin
So sad to see a country with many opportunities being run by people who only think of themselves. It is a democracy for few.

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