Für den kommenden Abend war ein Vortrag anlässlich des 30. Jahrestages des Mauerfalls in einer Baptisten-Gemeinde geplant. Der Gemeinde-Pfarrer, den wir kurz nach unserer Ankunft in der Stadt kennen lernten, war sich nicht sicher, ob viele Interessierte kommen würden. Auch ich fragte mich natürlich, ob, vor dem Hintergrund massiver innenpolitischer und sozialer Kriesen, irgend jemand irgend etwas über die Innenansichten eines (vergleichsweise) Paradieses hören möchte.
Den Tag verbrachten wir in der Stadt. Die Bilder ähnelten denen Rios, nur dass die leicht-beschwingte Urlaubs-Atmosphäre in dieser Industrie-, Banken- und Versicherungs-Metropole nicht aufkam und die sozialen Unterschiede brutaler zutage traten. Hier gab es kaum Touristen, die aus Mitleid Almosen gaben - für die Brasilianer schienen die Bilder allzu alltäglich...?!
Der Abend war super, die Gemeindekirche gut gefüllt, das Interesse an Deutschland und seinem Weg zu einer vereinten Nation von großem Interesse. Der zeitliche Rahmen wurde deutlich überzogen. Bruno übersetzte ins brasilianische und moderierte auch die Zuschauer-Fragen. Er machte das super professionell und es hat riesigen Spaß gemacht. Im Anschluss gab es viel Zuspruch von den Gästen, vor allem aber von Brunos Familie, die war geschlossen vor Ort war. Die Begegnung war sehr herzlich.
Mit dem Segen des Pfarrers am Abend der Veranstaltung, dem persönlichen Lift zum Flughafen durch ihn und seinen Bruder und einem guten Gefühl verließen wir am kommenden Morgen die Stadt und machten uns auf den Weg nach Santiago de Chile. Die Nachrichten, die uns zuvor aus dieser Stadt erreichten, waren alles andere als beruhigend - aber: Flug und Unterkunft waren gebucht und überhaupt fühlen wir uns inzwischen sehr krisenerprobt. Wir freuten uns!
Wie oder besser wo auch immer, es ist doch großartig so viele Freunde zu wissen, so über den ganzen Erdball "verstreut".
Und sicher war es ein schönes Erlebnis in der Baptistenkirche. Das ist ja nun mal wieder eine ganz andere Welt. . .stelle ich mir vor.
P.S. Eure An-und Abreisegeschichten scheinen sich allmählich zu entspannen :-)))