Cali

12-26-2019

Aus West Palm Beach sind wir gut erholt abgereist und der" permanenten" Gefahr, durch Alligatoren schlicht aus unserem ereignisreichen Leben gerissen zu werden, konnten wir trotzen. Jetzt wartete Cali auf uns. Ein Besuch der Deutschen Schule stand auf dem Programm und der Einsatz unserer frisch erlernten Spanisch-Kenntnisse. Dazu ist zu erklären, dass wir vergangenen Sommer begonnen haben spanisch zu lernen. Es ist mitunter einfach schwierig, sich in Lateinamerika mit englisch "über Wasser zu halten" und wir sind so häufig im spanisch-sprechenden Raum unterwegs, dass "Nägel mit Köppen" angebracht schienen. Unsere Spanisch-Lehrerein Pilar ist eine temperamentvolle Kolumbianerin und brachte zur zweiten Unterrichtsstunde bereits ihre Schwester und deren Tochter, die zu Besuch aus Cali in Essen waren, mit. Das war eine fröhliche Runde. Alle zusammen trafen wir uns kurz darauf in Berlin zu einem wahren Gedenkstätten-Marathon und als Dankeschön gab's eine Einladung nach Cali. Soweit so gut, aber Cali stand weder auf unserem Reise-Programm, noch ist die Stadt unkompliziert zu erreichen und zu allem war Bogota terminlich ziemlich angefüllt. Aber man konnte ja trotzdem mal darüber nachdenken...


Die Botschaft erklärte sich bereit, einen Besuch der deutschen Schule in Cali zu unterstützen, die Schule selbst hatte großes Interesse und somit konnten wir auch der Einladung "unserer Kolumbianerinnen" folgen. Die Freude darüber war groß, sie holten uns vom Flughafen ab und brachten uns zum Hotel. Auf dem Weg dorthin wurden wir mit dem eigens für uns ausgearbeiteten privaten Besucherprogramms vertraut gemacht. Das war schon ein verheißungsvoller Start in das Cali-Abenteuer. 


Aber zunächst ging es an die Pflichterfüllung. 9.30 Uhr wurde ich an der Schule erwartet und die Fahrt vom Hotel dorthin war mit 30 Minuten angegeben. Der Hotelier empfahl 6.00 Uhr loszufahren, da ab spätestens 7.00 der Streik losgehen würde und dann nichts mehr ginge. Ich konnte ihn überreden, das Taxi für 6.30 zu bestellen und wir waren 7.00 Uhr in der Schule. So früh war ich noch bei keinem Termin vor Ort. Es erwies sich aber durchaus als vorteilhaft. Die Streiks in Kolumbien legenden ganzen öffentlichen Verkehr lahm. Es wurde sogar eine Ausgangssperre verhängt, da in der Vergangenheit die Gewalt militanter Demonstranten, die nichts mit den berechtigten und friedlichen Protesten zu tun haben, einen unermesslichen Schaden anrichteten. Von dieser Maßnahme wurde zuletzt in den 70er Jahren Gebrauch gemacht - in den Hochzeiten des Bürgerkrieges und der Auseinandersetzungen zwischen Farc, Paramilitärs und staatlichem Militär, welche unermessliches Leid über die kolumbianische Bevölkerung brachten und ein bis heute nicht überwundenes nationales Trauma darstellt, was letztlich den sehr hoffnungsvoll in Gang gekommene Friedensprozess fragil macht. Also die Streiks, denen in Bogota zwei Menschen zum Opfer fielen, sind nicht zu unterschätzen. Wir haben sie während unseres Kolumbienaufenthalts nicht unmittelbar erlebt. Das sollte sich spätestens in Chile ändern...


Dennoch war es gut, so früh an der Schule zu sein, denn ab 7.00 Uhr ging nichts mehr. Die Zeit bis zum Beginn meiner beiden Veranstaltungen wurde damit überbrückt, dass wir zunächst zum Frühstück eingeladen wurden, eine Führung durch die Schule bekamen und uns mit den beiden am Projekt beteiligten deutschen Lehrern sowie dem Interimsschulleiter (die Schule ist seit geraumer Zeit "führungslos") über die Situation in Kolumbien und die Rolle der deutschen Schule austauschten. Das war höchst aufschlussreich. So war zu erfahren, dass ein Verlassen der Stadt auf dem Landweg immer noch keineswegs ungefährlich ist, da sich militante Gruppierungen (Absplitterungen der Farc, der Paramilitärs und anderer einflussreicher „Gruppierungen“) nach wie vor staatlicher Kontrolle entziehen und auch Entführungen passieren können. Nun, wir hatten nicht vor Cali zu verlassen. Dennoch trifft es eine Aussage über die Sicherheitslage in diesem Land.



Dann ging es in die Schulklassen, zwei Veranstaltungen mit Schülern der 10. und 12. Klassen. So engagiert, wie die verantwortliche Lehrerein Frau Beuvink und deren Kollegen waren, so engagiert waren auch Ihre Schüler. Es fand ein reger Austausch über Gesellschaft,Weltpolitik und Gesellschaftsordnungen statt, na ja und es kam eben auch die Einschätzung der Schüler zum Ausdruck, dass Demokratie weltweit an ihre Grenzen kommt und der Kapitalismus/Neoliberalismus zu viel Ungerechtigkeit zutage fördert und vielleicht andere Modelle kommen müssen. In einem demokratischen Land wie Kolumbien,welches in eklatantem Maße von Ungerechtigkeit und Arm-Reich-Dichotomie geprägt ist, eine nicht unnnachvollziehbare Einschätzung…



In der Schule wurden Harald und ich wie Staatsgäste behandelt und der Abschluss war ein wunderbares Mittagessen. Ich sehe noch die vier Lehrer bei der Verabschiedung am Auto stehen,die uns beim Verlassen der Schule freundlich nachwinkten. Das war sehr berührend und hat diesen Schulbesuch zu einem unvergesslichen gemacht. Er stimmte uns aber durchaus auch nachdenklich.


Dann war das Erkunden der Stadt dran. Unsere beiden Begleiterinnen, Sandra und Maria Paula, gaben sich alle Mühe uns einen Einblick in das Stadtleben zu geben. Wir schlenderten über Märkte, die eine unermessliche Fülle frischer Produkte, vor allem Obst und Gemüse (in Kolumbien gedeiht wegen des gemäßigten und gleichbleibenden Klimas so ziemlich alles),offenbarten. Wir lernten das wunderbare kolumbianische Essen kennen und hörten Salsamusik. Wir erfuhren, dass Cali die Stadt des Salsa ist – dem Vernehmen nach wurde der Tanz sogar dort erfunden.




Paula Maria ist eine 16jährige Schülerin und sie erklärte uns noch einmal aus ihrer Sicht die Situation in Kolumbien. Dazu  nahm sie uns in ein Museum für kolumbianische Geschichte mit, in dem Fotos vom Bürgerkrieg zu sehen waren. Allein die Kraft der Bilder hinterließ einen tiefen Eindruck und machte deutlich, wie sehr die kolumbianische Bevölkerung unter dem jahrzehntelangen Konflikt gelitten hat und noch leidet, denn die tausenden Entführten kehrten größtenteils nicht mehr in ihre Familien zurück, von der Zahl der Todesopfer ganz zu schweigen.



Salsa und Bürgerkrieg – eine ambivalente Mischung… das wird noch dadurch gesteigert, dass man zahllose venezuelanische Flüchtlinge auf den Straßen sieht, die dort vom Betteln leben. Vor diesem Hintergrund sehe ich in unserem Land immer weniger Grund zur Klage. Die Kolumbianer zeigen ein Höchstmaß an Verständnis und Aufnahmebereitschaft, auch wenn der Staat nicht viel tun kann bzw. tut…


12-26-2019
Heinz Rudolph
querido Peter, querido Harald, Feliz Navidad Maria y Heiner te envían desde tu casa, el área del Ruhr. Estimado Peter, su bloque es súper emocionante y estamos siguiendo su viaje con curiosidad sobre lo que sigue a continuación. Solo que a veces apenas puedo seguir, tengo la sensación de que siempre vuela de un lado a otro entre América del Norte y del Sur y de un estado a otro. muy emocionante! Espero que les guste mi conocimiento de español de google.
01-01-2020
Veronika
Das ist ja ein sehr "mitnehmender" Bericht, vielen Dank Peter.
Da Ihr so freundliche und private Reiseführerinnen hattet und sie sich so viel Mühe gegeben haben, habe ich das Gefühl vom Alltag oder "normalen" Leben der Menschen dort in Cali und/oder übrigen Kolumbien einen Eindruck zu haben.
Eine leidvolle Geschichte, mit Sicherheit. Umso mehr berührt mich die Gastfreundschaft und das Verständnis der Kolumbianer.
Salsa und Bürgerkrieg - schon ambivalent aber höchst menschlich finde ich und auch tapfer, finde ich auch. Es ist meist zu beobachten, dass Menschen in Not und schwierigen Zeiten sich Ablenkung und Freude suchen, auch Gemeinschaft. Es ist so ein Anker, ein Gegengewicht und Musik und Lachen bestimmt hilfreich und heilsam.
Ganz liebe Grüße!
12-18-2022
idigevuhuve
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12-24-2022
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