Caracas

12-05-2019

Der Botschafter holte uns vom Flughafen ab - mit einem gepanzerten, bombengesicherten Wagen... die Fahrt vom Flughafen in die Stadt ist selbst für Venezuelaner stets der gefährlichste Teil einer Reise nach Caracas.


Auf dem Weg zum Hotel gab Botschafter Kriener Einblicke in die jüngere Geschichte des Landes. Am Abend folgten wir der Einladung des Goetheinstituts und trafen auf Künstler und Kulturschaffende der Stadt. Es kam zu einem regen und spannenden Gedankenaustausch, der aber bereits die problematische Lage in Venezuela deutlich machte. Die Chance, so dicht an Menschen heran zu kommen, die tagtäglich ihr (Berufs-) Leben unter derart schwierigen Bedingungen meistern müssen, ist von unschätzbarem Wert und verschafft Einblicke in eine Region, die uns und den meisten nur aus den Medien bekannt war/ist.


Am darauffolgenden Vormittag fand dann die Gedenkveranstaltung zum 30. Jahrestag des Mauerfalls im Centro Cultural de Chacao statt. Die 500 Plätze waren fast vollständig belegt. Davon ging die Botschaft im Vorfeld nicht unbedingt aus und war von dem großen Interesse sichtlich überrascht. Nach einer Begrüßungsrede von Daniel Kriener und dem Bürgermeister von Caracas/Chacao war ich dran... mit einem 45minütigem Vortrag zur Situation in Deutschland 30 Jahre nach dem Fall der Mauer vor dem Hintergrund meiner eigenen Erfahrungen mit der SED-Diktatur. Anschließend fand eine Podiumsdiskussion statt. Von den Fragen und der überwältigenden Reaktion der Gäste war ich sehr berührt. Bei dem anschließend sattfindenden Empfang hatte ich die Gelegenheit einige der Gäste kennenzulernen und interessante Gespräche zu führen u.a. mit Vertretern verschiedener Stiftungen, Botschaftern (jetzt habe ich auch eine Einladung nach Südafrika), Vertretern der jüdischen Gemeinde und des Forschungszentrums Yad Vashem sowie Professoren und Studenten verschiedener Universitäten des Landes. Der Austausch war aber nicht nur von Interesse, sondern auch von großer Wertschätzung geprägt. Nicht viele Besucher bereisen derzeit das krisengeschüttelte Land.



Den freien Sonntag-Nachmittag zu einem Spaziergang in die Stadt zu nutzen war undenkbar. Selbst kürzeste Distanzen wurden mit dem Wagen der Botschaft zurückgelegt. Herr Kriener lud uns aber zu einem Ausflug auf eine (bewachte) Hacienda zum Besuch einer Ausstellung anlässlich des Humboldt-Jahres und zu einem kurzen Gang in einen öffentlichen Park ein. Das vermittelte immerhin einen Eindruck vom gesellschaftlichen (Sonntags-) Leben in der Stadt.


Am nächsten Tag stand der Besuch der Universidad Catolica auf dem Plan, einer Elite-Bildungseinrichtung hinter Zäunen und Stacheldraht. Hier fließen Fördermittel aus der EU und Deutschland ein und fallen erfreulicherweise auf fruchtbaren Boden. Auch da war der Andrang groß. Botschafter Kriener, Harald und ich trugen zur deutschen Nachkriegsgeschichte im Kontext des Kalten Krieges, zu Aspekten der Übergangsjustiz/Mediation und zur Wiedervereinigung sowie dem Zusammenwachsen Deutschlands nach 40jähriger Teilung vor. Die anschließende Pressekonferenz machte einmal mehr das Interesse an diesen Themen deutlich.


Am Nachmittag verließen wir Venezuela Richtung Kolumbien... ganz unkompliziert. Es bleiben einzigartige und unvergessliche Begegnungen, Gespräche und Eindrücke, die uns nachhaltig beschäftigen und uns später einholen werden.


Ein Zeitungsartikel (spanisch - mit Google ins deutsch übersetzten...) und ein paar Bilder können hoffentlich ein paar Eindrücke vermitteln.

01-05-2020
Jochen Groppe
Lieber Peter,
ein sehr eindrucksvoller Bericht von Dir und ein selbst in der automatischen Übersetzung lesenswerter Artikel. Hier als Link für alle Interessente:

https://translate.google.de/translate?sl=auto&tl=de&u=https%3A%2F%2Fcronica.uno%2Fmovilizacion-civil-crisis-economica-determinantes-caida-muro-berlin%2F

LG und frohes neues Jahr 200
Jochen

Kommentar






Friederikenstraße 19, 45130 Essen
0201. 49 55 820